Der Berg-Berndt-Preis
Seit 1984 vergibt das Kuratorium Kulturelles Frankfurt den „Günther-Berg-Preis“, der Mitte der 90er Jahre in „Berg-Berndt-Preis“ umbenannt wurde. Namensgeber für die Auszeichnung waren die langjährigen KKF-Vorstandsmitglieder Dr. Günther Berg und Dieter Berndt, die mit ihren finanziellen Zuwendungen den Preis begründeten und den Stiftungszweck festlegten.
Der Preis wird alle zwei Jahre für besondere Leistungen auf dem Gebiet kultureller Vermittlungsarbeit an Kinder und Jugendliche verliehen und ist mit 3.000 Euro dotiert.
ProMusica e.V. - Berg-Berndt-Preis 2019
Große Begeisterung löste der Preis beim Verein ProMusica e. V. aus. Die Vergabe der Auszeichnung war Bestandteil eines Frankfurter Bürgerkonzerts im Kaisersaal des Römers. Vor den Klängen der Profis führte der Vorsitzende, Christoph Gotthardt, in die Arbeit von ProMusica ein. Er demonstrierte, wie Kindern Klassik anhand von Geschichten, die musikalisch begleitet werden, nähergebracht wird und Begeisterung entfachen kann. – Musik, erklärte Gotthard, sei wesentlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Musikerziehung wirke besonders positiv im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Dem Verein geht es aber auch um Bildungsgerechtigkeit. Alle jungen Menschen sollen an Musik teilhaben können. Gerade Kinder, die nicht vom Elternhaus gefördert werden, unterstützt der Verein mit Instrumenten und Unterrichtsstunden. Das KKF freut sich, die zahlreichen ambitionierten Projekte von ProMusica mit der Auszeichnung unterstützen zu können.
Interview mit ProMusica-Gründer Christoph Gotthardt über "springende Funken und Bildungsgerechtigkeit"
Herr Gotthardt, Sie sind Musik- und Konzertpädagoge, Musikvermittler, Pianist und Dirigent. Wie kam es zur Gründung von ProMusica?
Ich komme aus einem Dorf im Westerwald, in dem es außer Chorgesang und Kirchenmusik kaum Musikkulturelles gab. Sicher liegt darin ein Motivationsgrund, Musikkultur vor allem dorthin tragen zu wollen, wo es wenig davon gibt. Die eigene Liebe zur Musik möglichst allen Menschen weitergeben, das ist das große Ziel und stiftet nicht zuletzt Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Deshalb haben Sie sich speziell mit Musikvermittlung auseinandergesetzt?
Ja. Musikkultur sollte so vermittelt werden, dass sie junge Menschen anspricht und sie dafür sensibilisiert. ProMusica will Anreize setzen, den Funken überspringen lassen. Das ist der erste Schritt. Dann aber muss Hilfe angeboten werden, den musikalischen Weg weiter zu beschreiten. Das heißt praktisch: Kinder, die von zu Hause nicht ausreichend gefördert werden können, zum kostenfreien Instrument zu verhelfen. Zudem versuchen wir meist für ein Jahr Instrumentalunterricht zu finanzieren, was nicht immer einfach ist. Rund gerechnet kostet ein Unterrichtsjahr 1000 Euro. Wenn Eltern dazuzahlen können, umso besser. Hauptpartner ist die Musikschule Frankfurt. Gelingt das Lernen am Instrument, wird der Funke zur andauernden Glut. Das ist der zweite Schritt.
Wie finden Sie begabte und interessierte Kinder?
Als Musiklehrer bin ich mit Schulen und Lehrkräften gut vernetzt und erhalte von dort Förderempfehlungen. ProMusica arbeitet auch mit der „AmadeusAkademie“ zusammen, einem Projekt des Staatlichen Schulamts, das zum Ziel hat, musikbegabte Kinder, die keinen fördernden Hintergrund haben, Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, was sich oft positiv auch auf andere Fächer auswirkt.
Seit wann gibt es ProMusica?
Der Verein startete 2010 mit einer 1000-Euro-Spende von Claus Wisser, dem Förderer des Rheingau Musik Festivals. Er drückte mir das Geld in die Hand und meinte, „machen Sie damit etwas für die Musik“. Wir hatten weitere namhafte Spender, etwa Roger Willemsen, Gerd Albrecht und Hans Günther Bastian, sind aber immer auf der Suche nach Zuwendungen und daher doppelt glücklich über den Preis des KKF. Mit dem Motto „(Musik)Kultur für alle!“ treten wir mit kleinen Schuhen in die großen Fußstapfen unseres verstorbenen Ehrenmitglieds Hilmar Hoffmann. Tatsächlich geht es uns um Bildungsgerechtigkeit. Musik soll jedem zugänglich sein, unabhängig von Herkunft, Elternhaus, Wohnort und Geldbeutel. Voraussetzungen sind Freude, Begabung und Einsatzbereitschaft der Kinder. ProMusica schaut, wo die Unterstützung am nötigsten ist. Hier zuerst wollen wir Kindern helfen, ihre Begabung mit der Musik zu entwickeln und sie zur Persönlichkeitsentfaltung zu nutzen. Auch mit Integrationsklassen habe ich jüngst beste Erfahrungen gemacht.
So haben Sie auch das Format der Benefiz- und Bürgerkonzerte entwickelt?
Bürgerkonzerte als Benefizkonzerte für ProMusica, das ist, als würden zwei am gleichen Strang ziehen. Nicht nur Kinder, sondern allen Bürgern (namentlich auch Eltern!) soll die Möglichkeit offenstehen, sich guter Musik zu nähern, sich von ihrer Schönheit betören und von der Freude daran anstecken zu lassen. Die Generationen über erlebte Musik ins Gespräch zu bringen, dabei gleichzeitig einem guten Zweck zu dienen und den Jungen zu helfen, da treffen zwei Pfeile ins Schwarze. Der Eintritt zu den Konzerten muss dennoch für kleines Geld zu haben oder ganz frei sein (mit Möglichkeit zur Spende).
Welche Projekte pflegen Sie sonst noch?
Neben unserem Aufruf „Instrument sucht Kind“, in dem wir um die Spende von Musikinstrumenten bitten, fragen wir auch konkret nach Finanzunterstützung und „Förderpatenschaften“ für den Instrumental- oder Gesangsunterricht eines Kindes. Mit „Klassik entdecken“ fördern wir das begeisternde Liveerlebnis mit Klassischer Musik. Denn gerade in der überladenen Medienwelt von heute scheint uns das unverzichtbar. Die „Musikalische Eingreiftruppe ProMusica“ ist eine 2018 dazu gegründete Initiative, wesentlich getragen von Musikern und Musikerinnen des Opern- und Museumsorchesters Frankfurt. Sie spielt, wo man besonders weit von Klassischer Musik entfernt zu sein scheint, zum Beispiel in Schulen im sozialen Brennpunkt oder auf dem Land.
Sie haben bereits sehr viel auf die Beine gestellt, gibt es noch ein Ziel, das Sie erreichen möchten?
Bisher gibt es in Frankfurt die Schulorchester einzelner Schulen und auf Hessenebene dann das Landesjugendorchester. Dazwischen ein „Jugendsinfonieorchester Frankfurt“ zu denken – aber erst einmal als Traum und noch nicht als Ziel, die Umsetzung bräuchte ja einige Unterstützung –, das wäre etwas: ein Kulturträger der Stadt mit Vorbild- und zugleich Botschafterfunktion vielleicht sogar in den Partnerstädten Frankfurts. Bei den Konzerten könnte sich die junge Generation ganz konkret mit der facettenreichen Stadtgesellschaft verbinden. Ich glaube, in solch lebendiger Weise müssen wir Menschen Kultur vorleben, dann wird sie vorstellbar, die Teilhabe daran möglich und eine Zukunft mit Kultur tatsächlich wahr.
Das Gespräch führte Dr. Claudia Müller-Proskar.
Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus e.V. - Berg-Berndt-Preis 2017
„Mit Kunst wachsen“ ist seit 1990 das Motto des eingetragenen gemeinnützigen Vereins „Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus e. V.“. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und einundzwanzig Jahren auf sozial- und kulturpädagogische Art und Weise zu fördern. Dies geschieht sowohl in Schulprojektwochen als auch in Freizeitkursen zu den Themen Theater, Malerei und Bildhauerei. In Ausstellungen, die von Kindern und Jugendlichen vorbereitet werden und als Geheimtipp in Expertenkreisen gelten, werden die darin entstandenen künstlerischen Produktionen der Öffentlichkeit präsentiert. Für den über fünfundzwanzigjährigen außergewöhnlichen Einsatz und die nachhaltige Förderung der Entwicklung junger Menschen hat das KKF die Auszeichnung am Ende des Herbst-Ferienworkshops der Jugend-Kultur-Werkstatt verliehen.
Kinder- und Jugendzirkus Zarakali - Berg-Berndt-Preis 2016
Der Kinder- und Jugendzirkus Zarakali widmet sich seit 2000 der Förderung junger Menschen zwischen sechs und 18 Jahren. Alle dürfen mitmachen, unabhängig von ihren körperlichen und geistigen Voraussetzungen. Kinder und Jugendliche, eben auch mit Behinderung, können Dinge ausprobieren, von denen sie bisher nur träumten. Ob als Akrobat am Trapez, auf dem Einrad oder Drahtseil, beim rhythmischen Capoeira oder als Clown, gelernt wird der Umgang mit dem eigenen Körper, den persönlichen Fähigkeiten und Grenzen. In der Gruppe zählt soziales Miteinander, Vertrauen entwickelt sich und der Mut nach monatelangem Training gemeinsam vor großem Publikum aufzutreten. Betreut werden die Kinder von ausgebildeten Bewegungspädagogen - ein Angebot, das auch Schulen und Kindergärten gerne wahrnehmen. Der Berg-Berndt-Preis wurde vor der Show des Jugendensembles übergeben.
Architekturvermittlung im DAM - Berg-Berndt-Preis 2015
Kinder haben hundert Sprachen und „Bauen“ ist eine davon, heißt es im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (DAM). Wolkenkratzer aus Tetra Pak, Brücken aus Spaghetti, Kathedralen aus Lego: In den Workshops im DAM schlüpfen Kinder in die Rolle von Architekten und Stadtplanern. Um aber auch diejenigen zu erreichen, für die kulturelle Teilhabe nicht selbstverständlich ist, verlässt das DAM mit der Reihe „Architekturmuseum macht Schule“ das eigene Haus. Durch handlungsorientierte
Projekte werden jungen Menschen quer durch die Schullandschaft Türen zur Architektur geöffnet. Ob als „Archidetektive“ auf Spurensuche im Stadtraum oder als Zeitreisende von der „Urhütte zum Wolkenkratzer“ – immer geht es darum, die Sprache der Architektur verstehen zu lernen. Mit dem Preis würdigt das KKF die engagierte Vermittlungsarbeit der Museumspädagogik.
Barbara Englert - Berg-Berndt-Preis 2014
Erstmals zeichnet das KKF eine Einzelperson, die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Englert, mit dem Preis aus. Seit 2004 leitet sie „be-frankfurt“, ein sich ständig neu formierendes Kollektiv. Für jedes geplante Projekt kommen hier Künstler verschiedener Sparten zusammen. Ein besonderes Augenmerk der Regisseurin liegt auf Jungkünstlern, welche sie in Jugendhäusern und mit Unterstützung von Streetworkern findet. Sie will junge Menschen am Rande der Gesellschaft erreichen und ihnen die Möglichkeit geben, sich in Kulturprojekte einzubringen und daran zu wachsen. So inszenierte Barbara Englert 2013 mit großem Erfolg Georg Büchners Erzählung „LENZ“ in der 'jugendkultur-kirche sankt peter' in Frankfurt
Laterna Musica (ehemals Ohrwurm-Projekt) -Berg-Berndt-Preis 2013
Der Berg-Berndt-Preis ging 2013 an „Laterna Musica“. Gegründet 2002 als „Ohrwurm-Projekt“ geht es dem gemeinnützigen Verein vor allem darum, junge Menschen für klassische Musik und Kultur zu begeistern. Um Kinder aller Gesellschaftsschichten gleichermaßen zu erreichen, finden die Projekte in Kooperation mit Grundschulen während der Unterrichtszeiten statt. Hierfür werden Unterrichtsmaterialien separat erstellt und Lehrer vom Laterna Musica-Team fortgebildet. Die anschließend stattfindenden Konzerte krönen die gemeinsame Arbeit. Sie stellen eine besondere Form des Kinder-Musiktheaters dar und werden von professionellen Musikern begleitet.
Bibelhaus Erlebnis Museum - Berg-Berndt-Preis 2012
Die Bibel als kulturellen Schatz begreifbar und wieder bekannter zu machen, ist das Ziel des Museums. Für die Neugestaltung der Dauerausstellung 2011 sind mit archäologischen Objekten des Staates Israel aus der Zeitenwende hochwertige Inszenierungen mit vielen Mitmachelementen hinzugekommen. Hier wird die Welt der Nomaden des Alten Testaments lebendig und das Leben zur Zeit des Neuen Testamens anschaulich gemacht: Alltag, Kultur, Religion, Wirtschaft und Politik.
Die didaktische Maxime des Museums lautet „selbst entdeckendes Lernen“ und ermöglicht jungen Menschen in die Welt der Bibel einzutauchen, Multimedia inklusive.
Mal Seh'n Kino - Berg-Berndt-Preis 2011
Mit seinem Kinderfilmprogramm FILMHITS für KINOKIDS leistet das Haus einen wertvollen Beitrag zur filmästhetischen Erziehung und zur Förderung der Medienkompetenz junger Menschen. Seit 25 Jahren schon zeigt das Kino regelmäßig Kinderfilme. Das Programm wird in Absprache mit der „Hessischen Initiative Kinderfilm im Kino“ erarbeitet. Es umfasst nur Produktionen, die von der Filmbewertungsstelle mit einem Prädikat ausgezeichnet wurden. Berücksichtigt werden besonders Klassiker des Kinderfilms. Die Laudatio bei der Preisvergabe hielt die ZDF-Redakteurin und Professorin für Drehbuch/Dramaturgie an der „Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf“ Dagmar Ungureit.
Schauspiel Frankfurt - Berg-Berndt-Preis 2010
Mit großem Engagement und Erfolg realisierte der Intendant des Schauspiels Frankfurt, Oliver Reese, ab seiner ersten Spielzeit 2009/2010 ein städtisches Theaterprojekt, in dem er gezielt ein junges Publikum an klassische wie moderne Texte der Theaterliteratur heranführte. Mit vier Produktionen – „Roter Ritter Parzival“, „Peterchens Mondfahrt“, „Die kleine Hexe“ und „Bleib mein schlagendes Herz“ –setzte er Zeichen, die neben dem Kuratorium Kulturelles Frankfurt, auch Wolfgang Schneider, Vorsitzender der deutschen Sektion der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, in seiner Laudatio zur Preisvergabe würdigte.
Atelier Goldstein - Berg-Berndt-Preis 2009
Das „ATELIER GOLDSTEIN“ der „Lebenshilfe e.V. Frankfurt am Main“ setzt sich für die Vermittlung von Kultur an Kinder und Jugendliche in einer außergewöhnlichen Weise ein. Durch das künstlerische Zusammenarbeiten von behinderten und nichtbehinderten jungen Menschen wird hier ein gemeinsamer Weg der Entfaltung von Kreativität und das Erlernen von künstlerischen Techniken und Ausdrucksformen ermöglicht. Der Vorsitzende Frank Mußmann nahm den KKF-Preis mit Dank im Sachsenhäuser Atelier entgegen. Zehn Tage hatten die Kinder gemeinsam mit Bühnenbildnern, Skulpteuren, Musikern, Fotografen, Video-Künstlern und Studenten der Kunstpädagogik an dem beispielhaften Gesamtkunstwerk „Mondkanone“ gearbeitet.